Zur Entwicklung eines Stipendienprogramms für SchülerInnen der GCS an der DBSAA
von Anne Rohlfing
Ein Bericht, der jeden staunen lässt – und hoffentlich dazu bewegt, Teil einer Unterstützergemeinschaft für das Stipendienprogramm zwischen der German Church School (GCS) und der Deutschen Botschaftsschule Addis Abeba (DBSAA) zu werden.
Gestern – von den Anfängen
Berührungspunkte zwischen der GCS und der DBSAA gab es durch deutsche Gemeindemitglieder mit Engagement für das kirchliche Sozialprojekt, die gleichzeitig an der DBSAA tätig waren. Dass allerdings SchülerInnen der GCS regulär zur DBSAA wechseln konnten, geht im Wesentlichen auf zwei Lehrkräfte der DBSAA zurück: Stephan Klausch (DFU und DaF-Koordinator von 2017-2020) und Babette Hamann (Mathematik und Physiklehrerin, sowie Berufsberatung).
Am Anfang stand eine gemeinsam mit GCS-SchülerInnen und DBSAA-SchülerInnen durchgeführte naturwissenschaftliche AG. Das Kennenlernen war für beide Seiten in sprachlicher, fachlicher, vor allem aber menschlicher Hinsicht bereichernd. Stephan und Babette lernten in dieser AG zwei besonders begabte Schüler kennen: Lidiya und Frezer.
„Ich habe die beiden das erste Mal beim Mathetest kennengelernt. Da wurde mir klar: Die zwei haben eine echte Chance auf einen Schulabschluss an der DBSAA – Mathe konnten sie prima und die Sprache würden sie lernen – davon war ich überzeugt.“, resümiert Babette rückblickend. Für Stephan war insbesondere die vorstellung schlimm, „zu wissen, dass es begabte Schülerinnen und Schüler in Äthiopien gibt, deren Perspektive von ihrer Geburt oder ihrer Schule abhängt. Mit dem Stipendienprogramm gaben wir denen eine Chance, die eventuell nie eine reale Chance bekommen hätten.“
Was waren denn so richtig positiven Erlebnisse?
Babette überlegt nicht lange „Das schönste Erlebnis ist wirklich, dass beide gute Abschlüsse an der DBSAA erreichen konnten. Lidiya hat im Sommer 2022 das IB, einen international anerkannten und anspruchsvollen Schulabschluss nach Klasse 12 mit Bravour gemeistert. Mit 7 Punkten in Mathe, das ist ein „sehr gut“ im Abitur. Auch die Gesamtleistung war hervorragend. Sie beginnt im Herbst ein Studium an der Dualen Hochschule Gera und Aufbaubank Erfurt. Frezer hat den Mittleren Schulabschluss nach Klasse 10 geschafft und macht seit 2021 eine Ausbildung bei der Firma Thermofin bei Leipzig.“
Frezer – bereits in Klasse 2a ein Musterschüler an der GCS
In einem Newsletter der GCS aus dem Jahr 2012 wurde Frezer schon von seinem Englischlehrer als Modellschüler vorgestellt, damals erst in Klasse 2. Gefragt, was er werden wolle, antwortete er: „I want to become a pilot.“ – Nun ja, im technischen Bereich konnte sich sein Berufsziel erfüllen. Sein Ratschlag damals an seine Freunde: „I advise them to study very hard, so they can speak English like me.”
Wie wunderbar, den Entwicklungs- und Bildungsweg solcher außergewöhnlichen jungen Menschen zu sehen!
Im Juni 2023 erreichten zwei Stipendiatinnen den Schulabschluss
Im Schuljahr 2021/22 kamen zwei Schülerinnen von der GCS an die DBSAA. Sie wurden in die 9. Klasse aufgenommen und besuchen jetzt Klasse 10. Beide heißen Kalkidan. Im Frühjahr 2023 werden sie die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss ablegen.
2021 erarbeitete die DBSAA ein Konzept, das die Aufnahme und Begleitung von GCS-SchülerInnen qualitativ sichert. Klar ist, dass SchülerInnen es schaffen können und dadurch ihre Berufs- und Lebensperspektiven eine unvorstellbare Horizonterweiterung erfahren.
Klar ist auch: Der persönliche und finanzielle Aufwand, um diesen Bildungsweg zu ermöglichen, ist gewaltig. Seit 2021 steht das Stipendienprogramm auf „soliden und sicheren Füßen.“ Es gibt eine realistische Auflistung der Kosten des Bildungsweges, sowie die aktive Suche nach finanzieller Förderung. So ist die Unterstützung der an der DBSAA beschulten GCS-Schülerinnen ein Vereinszweck des neu gegründeten Vereins „Äthiopien – Bildung4Kids“.
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