Das erste Jahr an der DBSAA ist bald zu Ende. Für die beiden Stipendiatinnen war es eine Wiederholung der bestandenen 8. Klasse an der German Church School, um sich sprachlich und sozial an der DBSAA einzufinden. Beide sind engagiert und motiviert, sie arbeiten fleißig und selbstständig ihre fachliche Lücken nach. Im Leistungsvergleich zur Klasse lägen die Bewertungen bei gut bis befriedigend. Zu Beginn vorhandene
Hemmungen, Deutsch zu sprechen, nehmen ab. Sozial haben es beide geschafft, sich in die
Klasse zu integrieren und werden von einigen Freundinnen und Freunden unterstützt.
Sie sind fleißig, haben ihre Materialien dabei und erledigten stets ihre Aufgaben.
Stipendiatinnen Mahlet und Dibora
Fragt man Mahlet und Dibora, wie es ihnen geht, bekommt man die äthiopisch-höfliche Antwort: „Alles ist gut!“ Natürlich sind sie hochmotiviert, das Beste aus ihrem Stipendium an der Deutschen Schule zu machen. Aber das kostet viel Kraft. Sie bringen eine außerordentliche Anpassungsleistung , weil sich neben dem sozialen Umfeld auch die Art zu Lernen drastisch geändert hat. Anne Rohlfing hat mit den Mädchen über die Herausforderungen, Erfolge und Erlebnisse gesprochen . Zum Bericht…
Stipendium für die DBSAA für Mahlet und Dibora
Seit Beginn des neuen Schuljahres 2023/24 sind Mahlet Yimer und Dibora Bekele in Klasse 8 der DBSAA. Klasse 8 ist für sie eine Wiederholung, denn die German Church School haben sie im vergangenen Jahr die Klasse 8 mit dem National Exam erfolgreich abgeschlossen. Nun geht es um die Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse.
Wie erleben sie die neue Herausforderung?
Sie meinen, dass der Unterrichtsstoff in den Fächern nicht so schwer ist. Vieles in Mathe und Biologie haben sie schon im letzten Jahr gelernt. „Aber wenn die Schüler und Lehrer sprechen, dann geht es ganz schön schnell…“
Vieles ist neu: Wie unterrichtet wird, der Umgang mit Mtschüler/innen und Lehrer/innen. Die soziale Interaktion an der Botschaftsschule verlangt den Neuen viel ab, denn alle anderen Schüler/innen kommen aus sozial weit besser gestellten Familien.
Mahlet und Dibora wurden mit allen Schulmaterialien und Büchern durch Mittel von Bildung4Kids ausgestattet. Jede bekam einen gebrauchten, gespendeten Laptop und sie erhalten regelmäßig Fahrtgeld und Mittagessen in der Schule.
Zusätzlich bekommen sie vier Stunden Förderunterricht in Deutsch mit Fragen aus dem Fachunterricht. Die Stipendiatenkoordinatorin und Freiwillige, die Deutsch und Amharisch sprechen, unterstützen die beiden.
Ein herzliches Dankeschön allen, die das ermöglichen und viel Erfolg!
Nachruf
für Gründungsmitglied Ursel Stahlmann
Mit großer Trauer haben wir die Nachricht vom Tod unseres Gründungsmitglieds Ursel Stahlmann – einen Tag nach ihrem 85 Geburtstag – erhalten. Ursel Stahlmann hat sich Jahrzehnte in Äthiopien für arme und benachteiligte Menschen engagiert und maßgeblich zur Gründung unseres Fördervereins „Äthiopien – Bildung4Kids“ beigetragen.
Ein Stipendienprogramm für begabte Kinder der German Church School lag Ursel Stahlmann sehr am Herzen. Kindern aus armen Familien zu einer höheren Schulbildung an der Deutschen Botschaftsschule Addis Abeba zu verhelfen, war ihr Ziel. Die besonders begabten Kinder, die bereits einige Schuljahre an der German Church School absolviert hatten, sollten die Chance auf einen Mittleren Bildungsabschluss oder das Abitur (IB) bekommen. Dies würde ihnen den Weg zu einer Ausbildung oder einem Studium in Deutschland verhelfen. Schließlich sollte ihr Wissen und ihre Fähigkeiten Äthiopien und den armen Familien zu Gute kommen.
Mit Ursel Stahlmanns Hilfe wurde der Verein gegründet sowie Spenden und Mitglieder geworben. Ihre konstruktive Unterstützung hat zum Erfolg maßgeblich beigetragen. Bereits nach einem Jahr steht das Stipendienprogramm auf einer soliden Basis.
Dem Engagement von Ursel Stahlmann haben wir viel zu verdanken. Wir werden sie nicht vergessen und in unseren Reihen sehr vermissen.
In Dankbarkeit,
der Vorstand und die Gründungsmitglieder von „Äthiopien – Bildung4Kids“
GCS-SchülerInnen an der DBSAA: gestern – heute – morgen
Zur Entwicklung eines Stipendienprogramms für SchülerInnen der GCS an der DBSAA
von Anne Rohlfing
Ein Bericht, der jeden staunen lässt – und hoffentlich dazu bewegt, Teil einer Unterstützergemeinschaft für das Stipendienprogramm zwischen der German Church School (GCS) und der Deutschen Botschaftsschule Addis Abeba (DBSAA) zu werden.
Gestern – von den Anfängen
Berührungspunkte zwischen der GCS und der DBSAA gab es durch deutsche Gemeindemitglieder mit Engagement für das kirchliche Sozialprojekt, die gleichzeitig an der DBSAA tätig waren. Dass allerdings SchülerInnen der GCS regulär zur DBSAA wechseln konnten, geht im Wesentlichen auf zwei Lehrkräfte der DBSAA zurück: Stephan Klausch (DFU und DaF-Koordinator von 2017-2020) und Babette Hamann (Mathematik und Physiklehrerin, sowie Berufsberatung).
Am Anfang stand eine gemeinsam mit GCS-SchülerInnen und DBSAA-SchülerInnen durchgeführte naturwissenschaftliche AG. Das Kennenlernen war für beide Seiten in sprachlicher, fachlicher, vor allem aber menschlicher Hinsicht bereichernd. Stephan und Babette lernten in dieser AG zwei besonders begabte Schüler kennen: Lidiya und Frezer.
„Ich habe die beiden das erste Mal beim Mathetest kennengelernt. Da wurde mir klar: Die zwei haben eine echte Chance auf einen Schulabschluss an der DBSAA – Mathe konnten sie prima und die Sprache würden sie lernen – davon war ich überzeugt.“, resümiert Babette rückblickend. Für Stephan war insbesondere die vorstellung schlimm, „zu wissen, dass es begabte Schülerinnen und Schüler in Äthiopien gibt, deren Perspektive von ihrer Geburt oder ihrer Schule abhängt. Mit dem Stipendienprogramm gaben wir denen eine Chance, die eventuell nie eine reale Chance bekommen hätten.“
Was waren denn so richtig positiven Erlebnisse?
Babette überlegt nicht lange „Das schönste Erlebnis ist wirklich, dass beide gute Abschlüsse an der DBSAA erreichen konnten. Lidiya hat im Sommer 2022 das IB, einen international anerkannten und anspruchsvollen Schulabschluss nach Klasse 12 mit Bravour gemeistert. Mit 7 Punkten in Mathe, das ist ein „sehr gut“ im Abitur. Auch die Gesamtleistung war hervorragend. Sie beginnt im Herbst ein Studium an der Dualen Hochschule Gera und Aufbaubank Erfurt. Frezer hat den Mittleren Schulabschluss nach Klasse 10 geschafft und macht seit 2021 eine Ausbildung bei der Firma Thermofin bei Leipzig.“
Frezer – bereits in Klasse 2a ein Musterschüler an der GCS
In einem Newsletter der GCS aus dem Jahr 2012 wurde Frezer schon von seinem Englischlehrer als Modellschüler vorgestellt, damals erst in Klasse 2. Gefragt, was er werden wolle, antwortete er: „I want to become a pilot.“ – Nun ja, im technischen Bereich konnte sich sein Berufsziel erfüllen. Sein Ratschlag damals an seine Freunde: „I advise them to study very hard, so they can speak English like me.”
Wie wunderbar, den Entwicklungs- und Bildungsweg solcher außergewöhnlichen jungen Menschen zu sehen!
Im Juni 2023 erreichten zwei Stipendiatinnen den Schulabschluss
Im Schuljahr 2021/22 kamen zwei Schülerinnen von der GCS an die DBSAA. Sie wurden in die 9. Klasse aufgenommen und besuchen jetzt Klasse 10. Beide heißen Kalkidan. Im Frühjahr 2023 werden sie die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss ablegen.
2021 erarbeitete die DBSAA ein Konzept, das die Aufnahme und Begleitung von GCS-SchülerInnen qualitativ sichert. Klar ist, dass SchülerInnen es schaffen können und dadurch ihre Berufs- und Lebensperspektiven eine unvorstellbare Horizonterweiterung erfahren.
Klar ist auch: Der persönliche und finanzielle Aufwand, um diesen Bildungsweg zu ermöglichen, ist gewaltig. Seit 2021 steht das Stipendienprogramm auf „soliden und sicheren Füßen.“ Es gibt eine realistische Auflistung der Kosten des Bildungsweges, sowie die aktive Suche nach finanzieller Förderung. So ist die Unterstützung der an der DBSAA beschulten GCS-Schülerinnen ein Vereinszweck des neu gegründeten Vereins „Äthiopien – Bildung4Kids“.
Zum ganzen Bericht: